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Höhlkunst:

Vasen, Skulpturen, Lampenschirme und mehr:
„Martin the woodworker“ drechselt in
Kärnten Objekte aus Lärchenstämmen.

Das Arbeiten mit Holz hat Martin Hofer schon in seiner Jugend fasziniert. „Ich hab damals viel Schlagzeug gespielt und dabei jede Menge Sticks verschlissen. Da dachte ich: Die kann ich eigentlich selber machen.“ Aber als er dann Opas Drechselbank geschenkt bekam, war plötzlich alles spannender, als Schlagzeugstöcke herzustellen. So entstehen heute in der Werkstatt des Kärntners, im so genannten Mörtlhof des elterlichen Bauernhofs in Millstatt, ganz besondere Kunstobjekte aus Holz.

Von 700 Kilo bleiben etwa acht übrig. Es ist angenehm warm in dem sieben mal sieben Meter großen Raum. Der Duft brennender Holzspäne aus dem Ofen liegt in der Luft. Im Ausstellungsraum auf dem Dachboden zeigt Martin uns ein paar seiner Lieblingsstücke – Schalen, Skulpturen, auch Lampenschirme. Ein riesiges Objekt, eine imposante Vase, ragt heraus. „Das war mal ein Buchenstamm von anderthalb Metern Durchmesser, den mir der Bergfried vom Mirnock geschenkt hat“, erzählt Martin. An die 700 Kilo habe der Rohling auf die Waage gebracht – das sei schon eine Herausforderung gewesen, den auf die Drechselbank zu spannen. Und die fertige Vase? Die wiegt nur noch etwa acht Kilo.

Martins Werkstatt, die früher mal Schweine, Hühner und eine Mühle beherbergt hat, ist penibel aufgeräumt. Kreissäge, Tischkreismaschine, Absaugung, diverse Motorsägen, Akkuschrauber, Zwingen, Schleifmaschinen, MAFELL DuoDübler – alles ist griffbereit. In den Schubladen eines alten Küchenschranks hat Martin Fräsen, Winkelschleifer und viele Kleinteile säuberlich verstaut. Ein Hingucker ist sein selbstgebauter Spender für 8.000 Holzdübel.

Käser und Drechselkünstler. Nach seiner Ausbildung zum Drechsler und Bootsbauer hat Martin einige Zeit als Käser auf der Lammersdorfer Alm verbracht. Anschließend ist er auf den Hof in Millstatt zurückgekehrt. „Das hat auch den Vorteil, dass ich einen Traktor nutzen kann – irgendwie muss man die Stämme ja transportieren“, sagt der 31-Jährige, der inzwischen die Meisterprüfung im Drechslerhandwerk absolviert hat und vielen als „Martin the woodworker“ bekannt ist.

Bevor ein neues Objekts entsteht, wählt Martin auf seinem Lagerplatz sorgfältig den passenden Stamm aus. Sein favorisiertes Holz ist die Lärche. „Die hat eine richtig schöne Struktur, und sie wächst bei uns daheim auf der Alm.“ Dass ihr Holz schwer zu bearbeiten ist, nimmt er gerne in Kauf. „Ich schau, welche Dimension ich verwenden kann, und zeichne dann ein paar Entwürfe. Ohne Plan anzufangen, das ist schade ums Holz, wenn am Ende nichts Gutes herauskommt“, findet Martin. Anschließend schneidet er den Rohling mit der Kettensäge grob auf das entsprechende Maß zu und montiert ihn auf die Drechselbank.

Frischhaltefolie hält das Holz feucht. Zuerst drechselt Martin die fertige Außenform. Gibt es besonderes Werkzeug? „Ich arbeite mit ganz normalen Drechselwerkzeugen und Zubehör, nur ist alles etwas größer“, schmunzelt Martin. So wiegt das Vierbacken-Spannfutter für seine Drechselbank statt einem Kilosatte 90 und der Durchmesser beträgt statt 100 Millimetern 350. Genauso ist es bei der Planscheibe, die den Rohling hält. Für die Standard-Drechsel - werkzeuge hat Martin bis zu zwei Meter lange Griffe angefertigt, damit er tiefer in die großen Werkstücke kommt.

Als Nächstes wickelt Martin das halbfertig gedrechselte Objekt in etwas, das aussieht wie Frischhaltefolie. „Es ist ja nasses Holz, das würde ohne Folie schon zu trocknen anfangen und sich verziehen oder Risse bekommen“, erklärt er. In der Folie bleibt das Holz feucht, sodass er es im nächsten Schritt in Ruhe auf der Drechselbank aushöhlen kann.

Risssanierung mit Rödeldraht. Nach dem Aushöhlen ist das Objekt dann wirklich bereit für die Trocknung. Falls das Holz schon Risse hat – die gibt es oft schon vor der Verarbeitung –, bohrt Martin kleine Löcher und „näht“ die Risse mit Draht zusammen. So werden sie beim Trocknen nicht größer oder verformen sich. „Cool finde ich ja deine Art der Risssanierung mit dem ‚Rödeldraht‘“, schreibt dazu ein User im Drechsler-Forum. „Mich erinnert das an einen Tierarzt, der die Naht nach dem Kaiserschnitt zusammentackert“. Und Martin antwortet: „Danke, Bernd, das hab ich wohl vom Bruder abgeschaut, der ist Tierarzt.“ Die Nähte sind aber auch ein Stilmittel, so etwas wie Martins Markenzeichen: „Mir gefällt der Kontrast von fein gedrechseltem Objekt und rostigem Draht – das ist ein schöner Materialmix.“

Bis zu einem Monat dauert die Arbeit an einem großen Objekt. Nach ein bis zwei Monaten ist es fertig getrocknet. Manchmal ölt Martin dann die Oberfläche noch, oft bleibt sie aber unbehandelt: „Ich bin kein Freund von zu viel Maserung, darum bleiche oder flämme ich viel.“ Auch Beize oder Bürste kommt je nach Objekt zum Einsatz. Über Mangel an Kunden kann Martin sich nicht beklagen – seine Objekte sind begehrt. Und seine Leidenschaft fürs Drechseln ist ansteckend. Wie es denn jetzt mit den Schlagzeugsticks sei, frage ich. „Die hab ich eigentlich bis heute nicht gemacht“, lacht Martin.