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Von Bäumen, Träumen und Räumen:

Draußen zu Hause: Florian Hubmann und sein Team bauen
in Oberkärnten Rundholzhäuser im kanadischen Stil.

Es hat etwas Magisches, als Florian Hubmann mit einem merkwürdigen Zauberstab behutsam zwischen den zwei aufeinanderliegenden Stämmen entlangfährt. Rätselhafte Markierungen entstehen. Rätselhaft für uns Uneingeweihte, nicht für Florians Team. Und der Zauberstab? Ist in Wirklichkeit sein Blockhauszirkel, sein Scriber. Ohne den geht gar nichts.

„Der kanadische Blockbau gilt in Österreich eher als freakig, man wird ein bisschen belächelt, auf der anderen Seite aber fürs Handwerkliche sehr bewundert“, erzählt Florian, während der Kran den frisch angezeichneten Stamm zurück auf den Boden des Abbundplatzes hievt.

Kärnten meets Kanada. Man spürt förmlich Florians Leidenschaft. Der Holzbaumeister führt das Familienunternehmen in Kleblach/Lind in Oberkärnten in zweiter Generation. Sein Handwerk hat er im Salzburger Land gelernt; bei kanadischen Blockhaus-Spezialisten hat er seine Fertigkeiten in der Naturstammbauweise verfeinert. Dass man Baumstämme so dicht aufeinanderlegen kann, dass eine richtige Gebäudehülle entsteht, diese Technik sei erst in den 1970er-Jahren in Kanada entwickelt worden, erklärt uns Florian.

Seit 25 Jahren fertigt sein Betrieb Rundholzhäuser im kanadischen Stil komplett aus Holz. Komplett bedeutet auch: ohne Leime und Metallverbindungen. Dabei verbindet das Unternehmen altes Wissen mit modernen Techniken. Jedes Haus ist ein Unikat aus Kärntner Holz, individuell auf die Wünsche und Vorstellungen der Kunden zugeschnitten. Wohnhaus, Ferienhaus, Almchalet, Jagdhütte, Gartenhäuschen – alles ist dabei. Seine Blockhäuser seien nichts Elitäres, betont Florian. Unter den Kunden seien Baggerfahrer genauso wie Ärzte. „Die meisten haben sich mit dem Thema Blockhaus schon sehr, sehr lange beschäftigt, bevor sie zu uns kommen.“ Viele erfüllen sich mit dem Rundholzhaus ihren lang gehegten Traum vom Wohnen. Über 50 Objekte in Österreich, Deutschland und der Schweiz hat das Team schon verwirklicht.

Kurze Transportwege statt langer Holzimporte. Aber wie baut man eigentlich so ein Rundholzhaus in kanadischer Naturstammbauweise? Alles beginnt – wenig überraschend – im Wald. In Florians Häusern steckt ausschließlich Tannen- und Fichtenholz von Kärntner Waldbauern aus Höhenlagen zwischen 800 und 1.600 Metern. So bleiben die Transportwege kurz. Die 150 bis 350 Jahre alten Stämme werden speziell für das jeweilige Projekt ausgewählt und im Winter geschlagen. Dann führt das Holz wenig Saft, ist relativ trocken und lässt sich zeitnah verarbeiten.

Am Abbundplatz im Oberen Drautal angekommen, werden die Stämme erst mal entrindet. Mit Wasserhochdruck, das ist besonders schonend. Die Oberfläche wird dadurch robuster und UV-beständiger als bei maschinell entrindeten Stämmen. „Außerdem bleibt die natürliche Charakteristik erhalten“, ergänzt Florian. „Rillen und verwachsene Äste – das sind später Highlights im fertigen Blockhaus.“

Jedes Haus wird zweimal aufgebaut. Zu diesem Zeitpunkt ist das jeweilige Rundholzhaus natürlich längst fix und fertig geplant. Darum schneidet Florians Team die Stämme jetzt genau auf diese spezifische Planung zu. Dann werden die abgelängten Stämme Stück für Stück aufeinandergelegt, an den ausgearbeiteten Sattelkerben – „Sattle Notches“ nennt man sie in Kanada – an den Hausecken miteinander verzahnt und mit Lärchen-Holznägeln untereinander verbunden.

Die Magie vollzieht sich aber zwischen den Stämmen. Dazu verwendet Florian den Scriber – eine Art komplexer, dreidimensionaler Zirkel mit zwei eingearbeiteten Wasserwaagen und Stift. Er ist das wohl wichtigste Werkzeug eines Blockhausbauers. Mit dessen Hilfe und sehr viel Erfahrung überträgt Florian die Rundungen und Abstände des unteren Stamms durch Anzeichnen auf den oberen.

Mit der Motorsäge arbeitet das Team anschließend anhand der Scriber-Zeichnungen die Konturen, die so genannten Längskanäle, in Handarbeit genau heraus. Danach passt der Stamm exakt und formschlüssig auf den darunter liegenden. So entsteht die erwähnte dichte Gebäudehülle, später unterstützt durch ein speziell für den Naturstammbau entwickeltes Dichtungsband.

Flachs, Hanf und Schafwolle als natürliche Dämmstoffe. Wer jetzt denkt, dass all das auf dem tatsächlichen Bauplatz des Hauses passiert, liegt falsch. Jedes Haus baut das Team um Florian Hubmann auf dem 10.000 Quadratmeter großen Abbundplatz erst mal zur Probe vollständig auf – und dann wieder ab. Hohlräume dämmt es während des Abbaus mit natürlichen Dämmstoffen wie Flachs, Hanf oder Schafwolle aus. Erst dann geht es per Planen-Lkw mit den nummerierten Stämmen sowie vorgefertigten Giebelwänden fürs Dach ab zum vorbereiteten Bauplatz.

Dass die Sattelflächen der Stämme – die Auflagen an den ausgearbeiteten   Eckverbindungen – mit der Zeit zusammenschrumpfen und die Stämme absacken, kalkulieren Florian und sein Team von vornherein mit ein. Erst das macht die Längskanäle dann wirklich dicht. So passt sich das Handwerk den natürlichen Gegebenheiten des Rohstoffs an. Florian bringt es schmunzelnd auf den Punkt: „Wir bauen das Haus bewusst undicht, damit’s später dicht wird.“ Klingt komisch, leuchtet aber ein.